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Angesichts niedriger Zinsen kann eine Reihe von Versicherungsunternehmen die Garantieverpflichtungen für die Kunden nicht mehr erfüllen. 31 von 79 von der Zeitschrift Finanztest überprüften Lebensversicherungen schafften dies in mindestens zwei der drei Jahre von 2016 bis 2018 nicht. Die Folge: Die Unternehmen müssen Geld aus anderen Quellen zuschießen, um ihre Garantieverpflichtung zu erfüllen und schmälern damit die Überschussbeteiligung der Kunden erheblich.
Doch nicht nur die Überschussbeteiligungen stehen bei vielen Versicherungen auf der Kippe. Einige versuchen zudem, die Garantieleistung zu beschneiden. Bei Verträgen mit einer Dynamik soll dann für die Erhöhungsbeiträge ein deutlich niedriger Garantiezins gelten als bei Vertragsabschluss. Betroffen hiervon sind Kunden mit privaten Renten- und Riester-Versicherungen der Debeka. Finanztest rät, sich gegen die niedrige Verzinsung ihrer Erhöhungsbeiträge zu wehren, wenn dies nicht eindeutig im Vertrag geregelt ist. Andernfalls bekommen Kunden später eine geringere Rente als angenommen. Zehntausende Kunden der Debeka sind davon betroffen.
Versicherer tun sich schwer, die Garantieverpflichtungen für die Kunden zu erfüllen. Denn in ihren Beständen gibt es noch Millionen Verträge mit Garantiezinsen von 2,25 Prozent, 2,75 Prozent oder mehr. Um die Verpflichtungen zu stemmen, müssen sie als Absicherung eine Zinszusatzreserve aufbauen. Das kostet Milliarden und schmälert bisher die laufenden Überschussbeteiligungen. Weil ihnen die Garantien zu teuer und zu einem Risiko für sie geworden sind, sind viele Versicherer ganz aus dem Geschäft der klassischen Lebens- und Rentenversicherung ausgestiegen. Auch von der klassischen Riester-Rente mit maximalem Garantiezins haben sich viele Anbieter verabschiedet.
Der Test Lebens- und Rentenversicherung findet sich in der April-Ausgabe der Zeitschrift Finanztest und ist online unter www.test.de/lebens-rentenversicherung abrufbar.
Was kommt am Ende raus? Anbieter im Ertrags-Check
Kunden mit einer privaten Rentenversicherung oder eine Lebensversicherung mit Garantiezins legen Wert auf Sicherheit. Dies ist wichtig für die Planung ihrer Altersvorsorge. Doch die Versicherer schmelzen Garantien weiter ab. Eine aktuelle Untersuchung der Stiftung Warentest für die Jahre 2016 bis 2018 zeigt: 13 von 31 Versicherern konnten in keinem der drei Jahre ihre Garantieverpflichtungen mit Kapitalerträgen finanzieren.
Lebensversicherer unter Druck
Finanztest hat die Geschäftszahlen der Lebensversicherer unter die Lupe genommen und festgestellt: 31 Versicherer konnten höchstens in einem der Jahre 2016, 2017 und 2018 mit ihren Kapitalerträgen die garantierte Verzinsung erwirtschaften. Um die Garantien zu erfüllen, mussten sie Geld aus Reserven oder aus Risikoüberschüssen und übrigen Überschüssen zuschießen. Das schmälert die Überschussbeteiligung der Kunden.
Das bietet der Ertrags-Check der Stiftung Warentest
Testergebnisse. Die Tabelle zeigt, welche Lebensversicherer mit ihren Kapitalerträgen ihre Garantieverpflichtungen nicht in allen drei Jahren von 2016 bis 2018 erwirtschaften konnten.
Tipps und Hintergrund. Der Artikel verdeutlicht, auf was langjährige Kunden mit einer Lebensversicherung oder einer privaten Rentenversicherung bei ihrer Vorsorgeplanung achten sollten. Der Text beschreibt den Fall eines Kunden, der sich erfolgreich gewehrt hat gegen eine geringere Verzinsung für die Erhöhungsbeiträge seiner privaten Rentenversicherung mit Dynamik. Und macht klar, auf was sich neue Kunden einstellen müssen.
Heftartikel. Wenn Sie das Thema freischalten, erhalten Sie Zugriff auf das PDF zum Testbericht aus Finanztest 4/2020.
Drehen an der Garantie
Für Neuverträge wird der Garantiezins ab 2021 wohl sinken. Versicherungsmathematiker schlagen eine Senkung von derzeit 0,9 Prozent auf 0,5 Prozent vor. Der Garantiezins ist wichtig für Kunden mit einer klassischen Police, weil die Versicherer mit ihren Kapitalanlagen angesichts niedriger Zinsen kaum noch Zinsüberschüsse für ihre Kunden erwirtschaften. An den Garantieverpflichtungen ist jedoch nicht zu rütteln. Unser Fallbeispiel zeigt, dass Versicherer Stellschrauben suchen, um selbst in bestehenden Verträgen an der Garantie zu drehen. Auch Kunden mit einem Riester-Vertrag sind betroffen.