Unfälle können ein Leben von Grund auf verändern. Ist die Gesundheit dauerhaft beeinträchtigt, weil ein Finger steif bleibt oder ein Teil des Augenlichts verloren geht, federt eine private Unfallversicherung zumindest die finanziellen Folgen ab. Die Stiftung Warentest hat 117 Tarife für Berufstätige und Kinder getestet. Elf davon sind sehr gut. Guten Schutz gegen finanzielle Folgen einer Invalidität gibt es ab 69 Euro im Jahr. Für Versicherte mit Altverträgen lohnt oft ein Tarifwechsel.
Riesige Preisunterschiede
Das Ergebnis unseres Tests: Verbraucher finden sowohl Top-Versicherungsleistungen zu einem hohen Preis als auch soliden Schutz zu weitaus günstigeren Jahresbeiträgen. Von 117 Tarifen schnitten 11 mit der Bestnote Sehr gut ab, 69 erhielten die Wertung Gut. Die restlichen 37 bekamen die Note Befriedigend. Für den Testsieger müssen Erwachsene tief in die Tasche greifen und mindestens 354 Euro zahlen. Er bietet aber umfassenden Versicherungsschutz und die beste Kapitalleistung. Den günstigsten sehr guten Tarif gibt es für 177 Euro jährlich in der niedrigen Gefahrengruppe, in der hohen sind 313 Euro fällig. Guten Schutz gibt es aber auch schon deutlich günstiger, nämlich für 69 Euro im Jahr, also ein Fünftel des Beitrags, der für den Testsieger zu entrichten ist.
Tipp: Wären Sie nach einem Unfall mit der Organisation des Alltags überfordert, weil sich keiner um Sie kümmern kann? Dann können zusätzliche Assistance-Leistungen wie Menü-Service oder Haushaltshilfe sinnvoll sein.
Das bietet der Test Private Unfallversicherung
Testergebnisse. Die Tabelle zeigt die Finanztest-Bewertungen für 117 Policen der privaten Unfallversicherung. Die Tarife mussten bestimmte Bedingungen erfüllen. Wir haben die Preise für Kinder sowie Berufstätige mit niedrigem beziehungsweise hohem Risiko ermittelt. Der Test zeigt zweierlei: Die Preisunterschiede sind sehr groß – und für Versicherte mit Altverträgen lohnt oft ein Wechsel. Für einen sehr guten umfassenden Versicherungsschutz müssen Erwachsene mindestens 177 Euro im Jahr zahlen (Kinder: 121 Euro). Guten Schutz gibt es aber schon für 69 Euro (Kinder: 36 Euro).
Checkliste und Erläuterungen. Die Experten der Stiftung Warentest erklären, woran Sie erkennen können, wie gut ein Versicherungsvertrag ist und auf welche Vertragsbedingungen Sie achten müssen, damit der Versicherer im Ernstfall auch zahlt.
Grafiken. Zwei Schaubilder illustrieren, wie groß die Leistungsunterschiede bei Unfallversicherungen sein können, und wie die Versicherer beziffern, was ein Arm oder ein Bein wert ist („Gliedertaxe“).
Nur hohe Summen helfen im Notfall
Ein wichtiger Punkt: Die Versicherungssummen müssen hoch genug sein. Die Tarife sollten bei Vollinvalidität mindestens 500 000 Euro und bei einer Invalidität von 50 Prozent mindestens 100 000 Euro auszahlen. Allein dieses Kriterium erfüllen schon etliche der 25,4 Millionen Policen in Deutschland nicht. Private Unfallversicherungen gehören zu den häufigsten Versicherungen in Deutschland. Oft schließen die Versicherungsnehmer sie mit ab, etwa wenn sie Mitglied in einem Verkehrsclub werden oder eine Kreditkarte auswählen, die so eine Police als Zusatzleistung enthält. Die Versicherungssummen liegen oft nur bei 30 000 oder 50 000 Euro, wenn der Versicherte voll invalide wird. Im Ernstfall wäre das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Komplizierte Tarifbedingungen
Private Unfallversicherungen gehören zu den kompliziertesten Versicherungskonstrukten überhaupt. Wer ein Angebot einholt, bekommt meist dicke Broschüren mit 50 und mehr Seiten überreicht, in denen Tarife und Vertragsbedingungen erklärt werden. Finanztest orientierte sich an den Musterbedingungen für Unfallversicherungen, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) erstellt hat. Positiv haben wir bewertet, wenn die Leistungen des Versicherers darüber hinausgehen.
Neue Policen mit höheren Leistungen
Die Angebote haben sich in den letzten Jahren insgesamt deutlich verbessert. Bestandskunden, die schon seit gefühlten Ewigkeiten unfallversichert sind, aber nicht genau wissen, was ihre Police alles abdeckt, sollten ihre Vertragsunterlagen dringend prüfen. Ein Wechsel kann Geld sparen oder im Schadensfall zu höheren Auszahlungen führen – im besten Fall beides.