Wie hoch sollte die Versicherungssumme und damit die Berufsunfähigkeitsrente sein?
Wir empfehlen, die Höhe der privaten Berufsunfähigkeitsrente anhand Ihrer zu erwartenden Ausgaben und Einnahmen zu berechnen. Steigt Ihr Einkommen mit der Zeit, können Sie in Verträgen mit einer Nachversicherungsgarantie unter bestimmten Voraussetzungen den Versicherungsschutz nach oben anpassen. Schätzen Sie Ihre Einnahmen und Ausgaben systematisch:
Auf der Einnahmenseite zu berücksichtigen:
– Gesetzliche Rentenversicherung/Beamtenversorgung
– betriebliche Altersvorsorge
– Einkünfte aus privaten Sparprodukten (Sparanlagen, Lebensversicherungen)
– gesetzliche Erwerbsminderungsrente
– sonstige Einnahmen aus Immobilienvermietung
Auf der Ausgabenseite zu berücksichtigen:
– allgemeine Lebenshaltungskosten (Ernährung, Kleidung, Körperpflege, Gebrauchsgegenstände)
– Wohnung/Miete
– Auto/andere Verkehrsmittel
– Versicherungen/Krankenversicherung (bei freiwillig gesetzlich Versicherten wird auch auf private Renteneinnahmen Beitrag erhoben, ohne dass der Rentenversicherungsträger einen Anteil davon trägt)
– Urlaub/Sonderausgaben
Erhalten gesetzlich Rentenversicherte eine Erwerbsminderungsrente, hängt deren Höhe vom Durchschnitt der eingezahlten Beiträge vor Eintritt der Erwerbsminderung ab. Der Durchschnitt wird aktuell (2018) bis zum 62. Lebensjahr und drei Monate hochgerechnet, aber schrittweise bis zum Jahr 2024 auf 65 Jahre angehoben. Der aktuelle Anspruch geht aus der jährlichen Renteninformation hervor. Allerdings fehlt darin noch die Kürzung um 10,8 Prozent bei vorzeitigem Rentenbeginn. Die Grenze für den abschlagfreien Zugang wird seit 2012 schrittweise angehoben von aktuell 63 Jahren und elf Monaten auf 65 Jahre im Jahr 2024, wobei es für erwerbsgeminderte Versicherte mit 35 Pflichtbeitragsjahren bis 2024 bei 63 Jahren bleibt. Ab dann sind 40 Pflichtbeitragsjahre nötig. Außerdem zu berücksichtigen: Auch Steuern und Sozialabgaben verringern die verfügbare Erwerbsminderungsrente.
Wie lange sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung laufen?
Am besten bis zum 67. Lebensjahr, also bis zum Renteneintritt. Ist der Beitrag dafür zu teuer, dann wenigstens bis 63 oder 65 Jahre.
Wie sichere ich die vereinbarte Rente gegen die steigende Inflation ab?
Es gibt zwei unterschiedliche Formen der Dynamik. Zum einen die Beitragsdynamik. Dabei steigt der Beitrag regelmäßig an. Das ist üblicherweise bei allen Tarifen möglich. Zum anderen eine dynamische Anpassung der Rente im Leistungsfall. Das erlauben mittlerweile immer mehr Tarife. Dass die ausgezahlte Rente regelmäßig um einen bei Vertragsbeginn festgelegten Prozentsatz steigt, ist besonders wichtig, falls eine Berufsunfähigkeit bereits in jungen Jahren eintritt.
Die dynamische Anpassung der Beiträge erfolgt ebenfalls um einen bestimmten Prozentsatz jährlich. Kunden müssen natürlich darauf achten, dass sie sich nicht übernehmen und den Beitrag irgendwann nicht mehr aufbringen können – besonders bei Kombinationen aus Geldanlage und Berufsunfähigkeitsschutz. Ein Aussetzen von ein bis zwei Erhöhungen hintereinander ist in der Regel möglich. Eine dynamische Anpassung hat den Vorteil, dass der Versicherte die vereinbarte Rente regelmäßig ohne erneute Gesundheitsprüfung anheben kann. Dies führt natürlich zu höheren Beiträgen.
Wählen Kunden als Überschusssystem das Bonussystem, dann verwendet der Versicherer erwirtschaftete Überschüsse im Leistungsfall zur Rentenerhöhung. Nachteil: Der Kunde kann dann nicht genau wissen, wie hoch seine Rente im Falle eines Falles wäre. Besser ist es, Überschüsse mit den Beiträgen zu verrechnen. Dadurch sinkt der Beitrag, und der Versicherte weiß stets, mit wie viel Berufsunfähigkeitsrente er genau rechnen kann.
Eine nachträgliche Erhöhung der vereinbarten Rente ist auch über eine Nachversicherungsgarantie möglich.
Was ist eine Nachversicherungsgarantie?
Über eine Nachversicherungsgarantie haben Sie die Möglichkeit, bei wichtigen Änderungen Ihrer Lebensumstände eine größere Rentenerhöhung ohne Gesundheitsprüfung auf einmal vorzunehmen – etwa durch Heirat, Geburt eines Kindes oder einer Gehaltssteigerung. Einige Tarife lassen eine Erhöhung auch ohne Anlass zu.
Eine gute Nachversicherungsgarantie ist ein wichtiger Vertragsbestandteil, denn der Versicherungsbedarf erhöht sich im Leben vieler Menschen oft punktuell deutlich. Meistens kann die Nachversicherungsgarantie nur bis zu einem bestimmten Alter, häufig 45 Jahre, ausgeübt werden. Außerdem darf sie sich nur in einem bestimmten Rahmen bewegen. Es gibt Grenzen für die Rentenerhöhung pro Anlass und auch für die absolute Rente insgesamt.
Vielen Dank an die Stiftung Warentest