Zu viele Policen und zu wenig Schutz. Versicherungskunden in Deutschland geben immer noch viel Geld für falsche und zu teure Versicherungen aus. Nur gut zwei Drittel der Haushalte haben zum Beispiel eine Privathaftpflichtversicherung. Diese Police ist unverzichtbar, weil sie hilft, wenn jemand einem anderen schadet – wenn zum Beispiel ein Radfahrer einen schweren Unfall verursacht oder Kinder beim Zündeln die ganze Scheune abbrennen. Wer dann keine Versicherung im Rücken hat, muss mit seinem kompletten Vermögen für den Schaden haften.
Die weniger wichtige Hausratversicherung haben dagegen über 75 Prozent der befragten Haushalte. Den oft nötigen Schutz für den Fall der Berufs- und Erwerbsunfähigkeit haben nur rund 25 Prozent, eine Vollkaskoversicherung fürs Auto dagegen über 35 Prozent.
Riesige Preisunterschiede
Oft kann ein Kunde dieselbe Versicherungsleistung für viel weniger Geld bekommen. Preisunterschiede von 100 Prozent und mehr bei gleicher oder weitgehend gleicher Leistung gibt es in vielen Sparten. Wer gleich günstig abschließt oder sich rigoros von zu teuren Versicherungen trennt und überflüssige Versicherungen kündigt oder erst gar nicht unterschreibt, kann eine Menge Geld sparen.
Die Policen, die jeder braucht, sind die gesetzlich vorgeschriebene Krankenversicherung und eine Privathaftpflichtpolice. Wichtig für alle, die ins Ausland reisen, ist der Auslandsreisekrankenschutz. Pflicht ist die Kfz-Haftpflicht für Autofahrer. Erst wenn diese Risiken abgedeckt sind, sollten Verbraucher Geld in die Absicherung des Einkommens zum Beispiel durch Berufsunfähigkeitsschutz, des Hausrats und des Alters investieren. Meist überflüssig sind dagegen Policen wie Insassenunfallversicherung, Autoschutzbrief, Reisegepäckversicherung, Krankenhaustagegeld-Versicherung, Ausbildungsversicherung, Sterbegeldversicherung und Kapitallebensversicherung.
Eine Insassenunfallversicherung benötigen Autofahrer nicht, denn Mitfahrende sind über die Kfz-Haftpflichtversicherung des Fahrers versichert. Der Fahrer selbst ist besser über eine Berufsunfähigkeits- oder Unfallversicherung geschützt. Ein Autoschutzbrief bietet organisatorische Hilfen der Versicherungsgesellschaft nach Unfällen oder Autopannen. Solche Leistungen sind häufig schon als Zusatz in der Autoversicherung eingeschlossen. Oft stimmt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht.
Die „Niemals-Geld-Police“
Reisegepäckversicherungen sind in den meisten Fällen ziemlich teuer und greifen nur, wenn der Versicherungsnehmer strenge Auflagen erfüllt. Im Grunde muss er so gut auf sein Gepäck achten, dass es gar nicht gestohlen werden kann – einmal weggeschaut, schon stellt sich der Versicherer quer und beruft sich auf grobe Fahrlässigkeit. Spöttisch wird die Reisegepäckversicherung deshalb auch die „Niemals-Geld-Police“ genannt. Außerdem ist Reisegepäck im Hotel ohnehin weitgehend über die Hausratpolice versichert.
Krankenhaustagegeld überflüssig
Auch eine Krankenhaustagegeld-Versicherung braucht niemand. Denn der Verdienstausfall durch den Krankenhausaufenthalt wird bereits durch das Krankengeld der gesetzlichen Krankenversicherung oder durch eine private Krankentagegeldversicherung ausgeglichen.
Ebenfalls nicht sinnvoll für die meisten ist eine Kapitallebensversicherung und ihre „kleine Tochter“, die Ausbildungsversicherung als Sparform für die Ausbildung der Kinder oder Enkel. Diese Policen sind eine Mischung aus Versicherung und Geldanlage und dadurch teuer und unflexibel.
Versicherung und Geldanlage trennen
Eltern, die ihr Kind versorgt wissen wollen für den Fall, dass sie selbst plötzlich sterben, sollten besser eine Risikolebensversicherung abschließen und Geld für die Ausbildung separat, zum Beispiel in einem Banksparplan, ansammeln. Eine Kapitallebensversicherung kann allenfalls für Gutverdiener sinnvoll sein, um Steuern zu sparen, wenn sie ihren Sparerfreibetrag ausgeschöpft haben.
Eine einmal abgeschlossene Kapitallebensversicherung zu kündigen, kann jedoch viel Geld kosten: Für eine Kündigung verlangen die Versicherer Stornoabzüge und zahlen meist keine Schlussgewinnanteile aus. Leichter kündigen und wechseln lassen sich dagegen alle Sachversicherungen, zum Beispiel die fürs Auto oder den Hausrat oder auch die private Haftpflicht.